Marktreport Erstellt am  16. Mai 2025
Gold: Atempause im Aufwärtstrend
Die jüngste Einigung im Zollstreit zwischen den Vereinigten Staaten und China hat Spuren hinterlassen – auch am Aktien- und Goldmarkt
Die Einigung zwischen den USA und China sieht vor, dass beide Länder ihre Zölle für 90 Tage signifikant senken und die Handelsspannungen verringern wollen. Das reduzierte die Unsicherheit an den Märkten und damit auch den Bedarf an Gold als Krisenabsicherung. Zugleich führte die Aussicht auf stabilere Handelsbeziehungen zwischen den beiden Wirtschaftsmächten zu einem deutlichen Rückgang der Risikoprämie und sorgte dafür, dass Investoren wieder vermehrt in risikoreichere Anlageklassen wie Aktien umschichten.

Auch der Dollar, der im Zuge der positiven Nachrichten teils deutlich zulegte, machte dem Edelmetall zu schaffen. Grund: Eine aufwertende US-Währung macht Gold für Investoren außerhalb des Dollarraums teurer und somit weniger attraktiv, eine sinkende Nachfrage inklusive.

Konkret bedeutet dies: Am vergangenen Montag fiel die Notierung für eine Feinunze auf rund 3.233 Dollar und wurde damit etwa 90 Dollar tiefer gehandelt als zum Ender der Vorwoche. Mitte April hatte der Goldpreis noch ein Rekordhoch bei rund 3.500 Dollar je Unze erreicht. Dennoch: Doch trotz des jüngsten Rückgangs schlägt sich der Goldkurs seit Jahresbeginn mit einem Plus von gut 20 Prozent mehr als wacker.
Investmentnachfrage auf Dreijahreshoch
Wie sich der Kurs künftig entwickeln wird, ist naturgemäß nicht seriös zu prognostizieren. Aber weitere stärkere Rückgänge erscheinen auf mittlere Sicht zumindest recht unwahrscheinlich. Zum einen bleibt angesichts der schwer vorhersehbaren Politik von US-Präsident Donald Trump abzuwarten, wie weit die Entspannung am Kapitalmarkt tatsächlich trägt. Seine unberechenbare Art dürfte auch weiterhin einen starken Einfluss auf die globalen Märkte haben. Eine schnelle Einigung auf ein umfängliches Handelsabkommen scheint wenig wahrscheinlich, entsprechend hoch dürfte die Unsicherheit im Markt bleiben.

Ebenfalls positiv für Gold: Der Nachfrage steigt tendenziell weiter an, wie der World Gold Council in seinem jüngsten Update bestätigt. Demnach stieg die Nachfrage zwischen Anfang Januar und Ende März im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent auf 1.206 Tonnen; der höchste Wert in einem ersten Quartal seit 2016. Der stärkste Impuls ging dabei von der Investmentnachfrage aus, die um 170 Prozent auf 551 Tonnen stieg und damit das höchste Niveau seit drei Jahren erreichte. Dazu trugen vor allem hohe Zuflüsse in mit Gold besicherte ETFs bei, nachdem im Vorjahresquartal noch hohe Abflüsse verzeichnet worden waren.
Wachsende Goldnachfrage in China
Allein im April beliefen sich die Netto-Zuflüsse in Gold-ETFs auf 115 Tonnen. Es war der fünfte monatliche Anstieg in Folge und zugleich der kräftigste seit mehr als drei Jahren. Ein Großteil der Zuwächse stammen dabei aus Asien – allen voran aus China, wo Gold-ETFs Netto-Zuflüsse von fast 65 Tonnen verbuchten. Damit lagen die Zuflüsse im April sowohl über den gesamten Neuinvestments des ersten Quartals als auch über denen des gesamten Jahres 2024. Der World Gold Council führt diese Entwicklung auf den Anstieg der lokalen Goldpreise in China, den Zollstreit sowie sinkende Anleiherenditen, die das zinslose Gold attraktiver machen, zurück. Dass chinesische Anleger vermehrt in Gold-ETFs investieren, hat übrigens keine allzu lange Tradition. Bislang lag ihr Fokus nämlich auf physischem Gold – insbesondere in Form von Barren und Münzen. Entsprechend gering sind (noch) mit rund 203 Tonnen die Bestände der Gold-ETFs in der Volksrepublik. Zum Vergleich: In Europa etwa belaufen sie sich auf rund 1.340 Tonnen, in den USA sogar auf mehr als 1.750 Tonnen.

Auch die Nachfrage nach Barren und Münzen verzeichnete laut dem World Gold Council im ersten Quartal ein kräftiges Plus, liegt sie doch mit 325 Tonnen rund 15 Prozent über dem Fünfjahresdurchschnitt und somit damit weiterhin auf hohem Niveau. Auch in diesem Fall ist ein großer Teil des Anstiegs auf China zurückzuführen. Dort verzeichneten private Anleger beim Goldkauf das zweitbeste Quartal ihrer Geschichte. Kurzum: Ob die jüngste Kursschwäche von Gold nachhaltig ist, darf zumindest bezweifelt werden.

HABEN SIE NOCH FRAGEN?

Unser Serviceteam gibt Ihnen die Antworten: Montag bis Freitag von 10:00-13:00 und 14:00-18:00 Uhr, telefonisch und per E-Mail.