Marktreport Erstellt am  26. August 2025
Platin mit Platz nach oben
Konsolidierung nach einem kometenhaften Anstieg
Nachdem Platin innerhalb weniger Wochen von rund 900 Dollar auf das Elf-Jahres-Hoch von 1.462 Dollar stieg, legte der Kurs zuletzt eine Verschnaufpause ein; aktuell wird Platin mit etwa 1.320 Dollar gehandelt. Trotz der jüngsten Kursdelle kommt das silbrig-weiße Edelmetall seit Jahresbeginn aber immer noch auf ein Kursplus von rund 46 Prozent.

Seit mehr als fünf Jahrzehnten wird Platin vor allem in den Autokatalysatoren von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren eingesetzt. Die Automobilbranche bleibt somit bis heute der mit Abstand wichtigste Abnehmer. Konkret bedeutet dies: Der Anteil der jährlichen Platinnachfrage, der auf die Fahrzeugindustrie entfällt, liegt laut aktuellen Prognosen für 2025 bei etwa 3,05 Millionen Feinunzen. Dies entspricht knapp 39 Prozent der weltweiten Gesamtnachfrage von rund 7,86 Millionen Feinunzen.

Zwar erwarten Analysten für das laufende Jahr einen leichten Rückgang der automobilen Platinnachfrage um zwei Prozent auf rund drei Millionen Unzen. Vor dem Hintergrund einer möglichen wirtschaftlichen Abschwächung und der Unsicherheit über die weitere US-Zollpolitik zeigt sich die Nachfrage damit aber trotzdem bemerkenswert robust – sie dürfte Schätzungen zufolge rund elf Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre liegen.
Schmuckindustrie setzt zunehmend auf Platin
Doch die Fahrzeugindustrie ist nur einer der wesentlichen Faktoren, die Angebotsrisiken auch in diesem Jahr zu einem beherrschenden Thema machen. Denn auch Anleger wenden sich verstärkt dem Edelmetall zu. Im zweiten Quartal 2025 flossen laut der US-Großbank Goldman Sachs rund 500 Millionen Dollar in Platinum-ETFs – einer der höchsten Quartalswerte überhaupt. Der größte physische Platin-ETF, der abrdn Standard Physical Platinum Shares, verwaltet inzwischen ein Vermögen von rund 1,61 Milliarden Dollar und verbuchte bis Ende Juni Nettozuflüsse von knapp über 100 Millionen Dollar. Diese Mittelzuflüsse spiegeln nicht nur die Erwartung wider, dass anhaltende Angebotsengpässe und strukturelle Defizite den Preis stützen könnten, sie unterstreichen auch die wachsende Wahrnehmung von Platin als attraktives Wertaufbewahrungsmittel.

Und auch die Schmuckbranche fokussiert sich mehr und mehr auf das Edelmetall. So verzeichnete die Platinnachfrage in diesem Sektor zwischen Januar und März einen Zuwachs um 26 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Strukturelles Defizit hält den Markt langfristig in Bewegung
Gleichzeitig schrumpft auf der Angebotsseite das Minenvolumen: Im ersten Quartal 2025 sank es im Jahresvergleich um 13 Prozent und erreichte den niedrigsten Stand seit dem zweiten Quartal 2020 – dem Höhepunkt der Corona-Lockdowns. Besonders deutlich wird das Angebotsrisiko beim Blick auf die Fördermengen. Laut den Mineral Commodity Summaries 2025 des U.S. Geological Survey stammen rund 75 Prozent der weltweiten Platinproduktion aus Südafrika und Simbabwe – eine Situation, die ein erhebliches Risiko durch geografische Konzentration mit sich bringt.

Bergauf ging es 2024 hingegen mit dem Recyclingvolumen, das im Vergleich zum Vorjahr um etwa drei Prozent zunahm. Dies reicht aber beim weitem nicht aus, den Angebotsrückgang aufzuhalten. Summa summarum wird für 2025 ein Rückgang des weltweiten Platinangebots um vier Prozent gegenüber 2024 erwartet – womit sich die seit 2015 anhaltende strukturelle Erosion mit einem durchschnittlichen Jahresminus von 1,2 Prozent fortsetzt.

Eine Trendwende sollte zwar nicht ausgeschlossen werden, doch erscheint dieses Szenario aktuell recht unwahrscheinlich. Auf Basis der von Metals Focus vorgelegten Prognosen für 2025 geht das World Platinum Council davon aus, dass sich das jährliche Defizit im Zeitraum 2025 bis 2029 im Mittel auf 727.000 Feinunzen belaufen wird. Dies entspricht rund neun Prozent der weltweiten Durchschnittsnachfrage – ein strukturelles Ungleichgewicht, das den Markt auch mittelfristig nachhaltig prägen und beeinflussen dürfte.

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